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Die Rückkehr des Wolfs – auch in Nordrhein-Westfalen

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Die Rückkehr des Wolfs – auch in Nordrhein-Westfalen

Die Rückkehr des Wolfs- auch in Nordrhein-Westfalen

„Der Wolf ist kein Raubtier – der Mensch ist das größere. Uns gehört dieser Planet nicht allein.“

So beginnt eine unbequeme Wahrheit. Denn der Wolf jagt, um zu leben. Der Mensch jagt, um zu besitzen. Der Wolf ist Teil eines natürlichen Kreislaufs – wir reißen ganze Ökosysteme aus der Erde. Während wir dem Wolf den Stempel „gefährlich“ aufdrücken, zerstören wir Wälder, vergiften Böden, lassen Arten aussterben – und nennen es Fortschritt. Doch der wahre Fortschritt wäre, zu erkennen: Wir sind nicht die Herren der Erde – wir sind ihre Gäste. Der Wolf erinnert uns daran. An Demut. An Wildnis. An Verantwortung.

„Wir werden und können niemals lernen, mit der Erde zu leben, wenn wir sie nur als Ware betrachten.“ — Aldo Leopold

Wer den Wolf schützen will, schützt nicht nur ein Tier. Er schützt das Recht der Natur, auch ohne uns zu existieren.

Die Fakten: Der Wolf in NRW

Der Wolf ist zurück – auch in Nordrhein-Westfalen. Seit 2009 gibt es erste bestätigte Hinweise auf durchziehende Wölfe. 2014 wurde in Wesel der erste Wolf seit über 180 Jahren genetisch nachgewiesen. Diese Rückkehr zeigt, dass die Natur sich erholt – wenn wir sie lassen.

Doch gleichzeitig zeigt das Beispiel NRW auch die Herausforderungen: Wölfe sind hochmobil. Einzeltiere legen mehrere hundert Kilometer zurück, durchqueren Wälder, Äcker, Autobahnen, ohne dass wir sie bemerken. Sie meiden Menschen instinktiv – sie leben im Verborgenen. Nur selten gelingt eine Reproduktion, weil geeignete, störungsarme Reviere fehlen oder die Tiere illegal getötet werden.

Warum der Wolf nicht das Problem ist

In NRW sind es vor allem Wanderwölfe – sogenannte Disperser -, die durchs Land ziehen. Ihre Anwesenheit löst oft Alarm aus, dabei ist sie ein völlig natürlicher Vorgang. Wölfe suchen unbesetzte Reviere. Sie besiedeln vor allem militärische Übungsplätze, ehemalige Tagebaue oder weitläufige Wälder mit wenig menschlicher Aktivität.

Wölfe in NRW greifen Menschen nicht an. Auch hier ist der Schlüssel nicht der Abschuss, sondern der Herdenschutz. Denn Konflikte entstehen meist durch fehlenden Schutz von Nutztieren – nicht durch „verhaltensauffällige Wölfe“. In der Lausitz und anderen Wolfsgebieten zeigt sich: gut gesicherte Herden bleiben verschont.

Ein Blick in die Zahlen – und in die Möglichkeiten

Ein positives Beispiel für ein gelungenes und nachhaltiges Zusammenleben von Mensch und Wolf ist das offiziell anerkannte Wolfsgebiet ‚Eifel – Hohes Venn‘. Dort zeigt sich: Mit konsequentem Monitoring, aktiver Öffentlichkeitsarbeit und gezieltem Herdenschutz ist ein friedliches Nebeneinander möglich. Die Region dient als Modell dafür, wie Koexistenz im dicht besiedelten Raum funktionieren kann.

Die Fläche in NRW ist begrenzt, doch einige Regionen – z. B. die Eifel, der Teutoburger Wald oder Teile des Siegerlands – wären theoretisch geeignete Wolfslebensräume. Doch hier fehlen politische Klarheit, konsequente Schutzkonzepte und öffentliche Aufklärung.

Zudem: In vielen Kommunen herrscht Unwissen darüber, wie Wolfsmanagement rechtlich geregelt ist. Dabei gibt es klare Vorgaben: Der Wolf ist nach EU- und Bundesrecht streng geschützt. Eingriffe wie Abschüsse sind nur unter engsten Voraussetzungen erlaubt – doch oft wird trotzdem vorschnell zur Waffe gegriffen.

Was wir brauchen – auch in NRW

  1. Ein flächendeckendes Monitoring, um Wanderwölfe frühzeitig zu erkennen und sachlich zu bewerten.
  2. Verlässliche Anlaufstellen für Tierhalterinnen und Tierhalter, die Schutzmaßnahmen umsetzen wollen – unbürokratisch und mit klarer Förderung.
  3. Aufklärung in Schulen, Kommunen und Medien, um Mythen durch Fakten zu ersetzen.
  4. Politische Rückendeckung, die auf Koexistenz setzt – nicht auf Populismus.

Herdenschutz in der Praxis – was heute schon möglich ist

Herdenschutz ist der Schlüssel zur Konfliktvermeidung zwischen Mensch und Wolf. Es gibt längst erprobte und geförderte Maßnahmen, die Tierhalter/innen unterstützen und Verluste wirksam verhindern können:

Elektrische Schutzzäune

  • Mindesthöhe: 90-120 cm, je nach Tierart
  • Stromführende Litzen in mehreren Höhen
  • Untergrabschutz (z. B. durch spannungsführende Litze am Boden)
  • Förderfähig in vielen Bundesländern bis zu 100 %

Herdenschutzhunde

  • Speziell ausgebildete Rassen (z. B. Pyrenäenberghund, Kangal, Maremmano)
  • Leben mit der Herde, zeigen klare Abschreckung gegenüber Wölfen
  • Förderung für Anschaffung, Unterhalt und Ausbildung möglich

Nachtpferche und mobile Ställe

  • Flexibler Schutz für Tiere, besonders in Wanderhaltung
  • Auch kombinierbar mit Weidezaunlösungen

Verleihsysteme für Zäune

  • In manchen Regionen (z. B. Sachsen, Brandenburg) bieten Behörden oder Vereine mobile Herdenschutzsets zur Leihe an
  • Ideal für kleinere Betriebe, kurzfristige Weidenutzung oder Notfälle
  • Beratung zur Nutzung meist inklusive

Beratungsstellen & mobile Einsatzteams

  • In vielen Bundesländern stehen Wolfsberater oder Herdenschutzteams bereit
  • Vor-Ort-Beratung, Schulungen, Hilfe beim Förderantrag
Fazit: Herdenschutz funktioniert – wenn er konsequent umgesetzt wird. Die Technik ist da, die Förderung steht bereit. Was fehlt, ist oft nur der politische Wille, die Beratung und der Zugang zu Informationen.

Fazit: Auch NRW kann Vorbild sein

Nordrhein-Westfalen ist dicht besiedelt – und gerade deshalb ist es eine politische Nagelprobe. Wenn wir es hier schaffen, den Wolf mit Wissen, Verantwortung und Weitblick zu schützen, dann kann das ein Signal weit über die Landesgrenzen hinaus sein.

Ein Signal, das sagt: Wir wollen keine Natur von gestern. Wir wollen eine Zukunft, in der Mensch und Wildtier nebeneinander leben können.

Der Wolf fordert uns heraus – aber er gibt uns auch die Chance, zu beweisen, dass wir lernfähig sind.

Vielen Dank.

Literatur- und Quellenverzeichnis

Fachliteratur: Hucht, S., Ciorga, M., & Kaiser, M. (2016). Der Wolf in Nordrhein-Westfalen – Rückkehr eines großen Beutegreifers. Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LfN Natur, Heft 02/16).

Onlinequellen: Landesumweltamt NRW. (o. J.). Wolfsgebiet Eifel – Hohes Venn. https://wolf.nrw/wolf/de/management/wolfsgebieteifel-hohesvenn

Wolfsschutz Deutschland e.V. (2024, 11. Februar). Wolfsexperte: In Deutschland ist noch nie der „richtige“ Wolf entnommen worden. https://wolfsschutz-deutschland.de/2024/02/11/wolfsexperte-sagt-in deutschland-ist-noch-nie-der-richtige-wolf-entnommen-worden

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. (2024). Der Wolf in Deutschland – Zahlen, Schutz und Management. https://www.bmel.de/DE/themen/landwirtschaft/artenvielfalt/wolf.html

Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW). (o. J.). Monitoring und Populationsentwicklung des Wolfes in Deutschland. https://www.dbb-wolf.de

Deutscher Jagdverband e. V. (o. J.). Wolf. https://www.jagdverband.de/wolf

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